Danny Kyle
Schottlands Open StagerDanny Kyle ist im Frühjahr 1998 an Herzinfarkt gestorben. Die eigentliche Ursache seines Todes war Diabetes. Danny war auf allen schottischen Folkfestivals präsent. Die Szene liebte ihn. Dementsprechend war seine Beerdigung eher eine Party als ein Begräbnis. Zu den Tönen einer Brass-Band wurde er zum Crematorium getragen, hat mir Tage später Ian D. Green erzählt. Ich habe Danny Kyle zum ersten Mal Ostern 1989 beim Edinburgh Folkfestival getroffen. Damals fiel er mir auf wegen seines schwarzen Anzugs und der irren Krawatten – inbesondere erinnere ich mich an den gezwirlten Kleinbilfilm, den er vom Hals baumeln ließ. Ja, und die Socken: bunt und an jedem Fuß eine andere. Für seine deutschen Freunde hat er immer ein besonderes Lied gesungen:
Wenn Danny zwischen den Stücken seiner Gäste bei den Open Stages einen seiner Witze erzählte, lachten meist nur die Schotten. Denn sein Paisley-Dialekt war für Fremde nur selten zu verstehen. Der folgende Joke, wie er zu sagen pflegte, allerdings braucht keine Übersetzung:
Dieses Stück habe ich zum ersten Mal in Inverness von Danny gehört, im Jahr 1990. Da hatte er sein eigenes Konzert. Eine saubere Aufnahme von dem Lied konnte ich allerdings erst ein Jahr vor seinem Tod machen, wiederum beim Edinburgh Folkfestival. Bevor er seine Gäste auf die Bühne holte, schläferte er das Publikum ein – wie? Hinhören:
Respekt war nie sein Ding. Am Ostersonntag 1992 begrüßte er sein Publikum, das trotz der frühen Stunde in die Teviot Bar in Edinburgh zur Open Stage geströmt war, folgendermaßen:
Als Mann aus Glasgow hatte Danny selbstverständlich etwas gegen die Leute aus Aberdeen und Dundee. Das ist so wie bei uns mit den Ostfriesen. Zwei Lieblingsgeschichten hat der immer wieder erzählt – die Dundee Story und die Aberdeen Story:
Für Danny waren die schottische Folkfestivals sein Leben:
Er hat die kleinen Festivals draußen auf dem Lande versucht zu unterstützen, wo immer es nur ging. Als dann im Jahr 1996 die Celtic Connections in Glasgow mit ihrem Millionenetat den anderen das Wasser abzugraben drohten, ist er fuchsteufelswild geworden:
Doch zwei Jahre später, im Januar 1998, hatte er seine Meinung über das Festival in Glasgow relativiert. Für ihn hatten sich die Celtic Connections zur Schaubühne für traditionelle Musik gemausert:
Sein letztes Interview hat Danny mir nur wenige Wochen vor seinem Tod, wiederum beim Edinburgh Folkfestival, gegeben. Damals, in der Teviot Bar, hatte er verbundene Beine, konnte nur schwer stehen, und trotzdem hat er die Open Stage durchgezogen. Es ging noch einmal um Glasgow, das die Preise in Schottland doch etwas verdorben hat, auch wenn Danny die Existenz der Celtic Connections positiv beurteilt. Heute läuft auf dem Festival in jedem Jahr eine eigens nach ihm benannte Veranstaltung, die „Danny Kyle’s Open Stage“:
Zum Ende diese kleinen Porträts habe ich ein Stück ausgewählt, das Danny liebte. The Weary Hobo von Goebell Roeves: